IP-Schutzarten: Klassifizierung und Anwendung nach DIN EN 60529

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Wenn Sie sich im Bereich der Elektrotechnik bewegen, werden Sie regelmäßig auf die Kennzeichnung „IP“ stoßen. Diese Abkürzung steht für „International Protection“ oder „Ingress Protection“ und ist in der Norm DIN EN 60529 festgelegt.

Die IP-Schutzart definiert, wie gut ein elektrisches Gehäuse gegen äußere Einflüsse geschützt ist. Dabei geht es primär um die Widerstandsfähigkeit gegen das Eindringen von Fremdkörpern wie Staub sowie Schutz vor Feuchtigkeit und Wasser.

Der IP-Code setzt sich aus zwei Kennziffern zusammen, die direkt nach dem Buchstaben „IP“ folgen. Die erste Ziffer (0–6) gibt dabei Auskunft über den Schutz gegen feste Fremdkörper. Die zweite Ziffer (0–8) informiert über den Schutz gegen Wasser. Je höher die jeweilige Ziffer, desto besser ist der Schutz in diesem Bereich.

Erste Kennziffer: Schutz gegen Festkörper

Die erste Ziffer im IP-Code klassifiziert den Schutz gegen das Eindringen von Festkörpern und reicht von 0 bis 6. Bei der Kennzeichnung IP0X liegt keinerlei Schutz vor, während IP6X den höchstmöglichen Schutz bietet.

Ein Gehäuse mit der Schutzart IP1X verhindert das Eindringen von großen Körperteilen und Objekten über 50 Millimeter. Dies entspricht etwa der Größe einer menschlichen Hand. Bei IP2X können keine Finger oder ähnliche Gegenstände mit einem Durchmesser über 12 Millimeter und einer Länge bis zu 80 Millimeter eindringen.

Die Schutzart IP3X sichert das Gehäuse gegen Werkzeuge und Drähte ab 2,5 Millimeter Durchmesser. IP4X bietet Schutz vor dem Eindringen noch kleinerer Objekte – hier liegt die Grenze bei 1 Millimeter.

Mit IP5X erreichen Sie bereits einen umfassenden Staubschutz. Zwar kann noch eine geringe Menge Staub eindringen, diese beeinträchtigt jedoch nicht die Funktion des Geräts. Die höchste Schutzstufe IP6X garantiert vollständige Staubdichtheit – ideal für den Einsatz in stark staubbelasteten Umgebungen wie etwa in der Holzverarbeitung oder im Bergbau.

Aufbau IP Kennzeichnung nach DIN EN 60529 - Infografik

Zweite Kennziffer: Schutz gegen Wasser

Die zweite Stelle des IP-Codes informiert Sie über den Schutzgrad gegen das Eindringen von Wasser. Die Abstufung erfolgt von IPX0 (kein Schutz) bis IPX8 (höchster Schutz).

Bei IPX1 ist Ihr Gehäuse gegen senkrecht fallendes Tropfwasser geschützt. Dies entspricht etwa dem Schutz vor Kondensation oder leichtem Niederschlag. IPX2 bietet zusätzlichen Schutz, wenn das Gehäuse bis zu 15 Grad geneigt ist – relevant bei Montage an Schrägen oder Wänden.

Ein IPX3-zertifiziertes Gehäuse widersteht Sprühwasser bis zu einem Winkel von 60 Grad. Dies simuliert etwa Regen bei Wind. Bei IPX4 ist Ihr Gerät rundum gegen Spritzwasser geschützt – von allen Seiten und aus jeder Richtung.

Mit IPX5 halten Ihre Geräte Strahlwasser aus beliebigen Richtungen stand. IPX6 gewährleistet Schutz vor starkem Strahlwasser, etwa bei der Reinigung mit einem Hochdruckreiniger.

Für besondere Anforderungen gibt es die Schutzarten IPX7 und IPX8. IPX7 garantiert Schutz bei zeitweiligem Untertauchen für 30 Minuten bis zu einem Meter Tiefe. IPX8 geht noch weiter: Hier bleiben Ihre Geräte auch bei dauerhaftem Untertauchen unter definierten Bedingungen (Tiefe und Zeit) funktionsfähig.

Praktische Anwendungsbeispiele

In der industriellen Praxis begegnen Ihnen verschiedene Kombinationen von IP-Schutzarten, die sich nach den spezifischen Anforderungen des Einsatzortes richten. Hochwertige Kunststoffgehäuse werden besonders häufig mit einer Schutzart von IP65 oder IP67 ausgestattet.

Bei IP65-zertifizierten Gehäusen können Sie von einer vollständigen Staubdichtheit und einem Schutz gegen Strahlwasser ausgehen. Diese Variante findet sich häufig in Produktionshallen, wo regelmäßige Reinigungsprozesse stattfinden.

IP67-Gehäuse eignen sich für noch anspruchsvollere Umgebungen, da sie zusätzlich zum kompletten Staubschutz auch ein zeitweiliges Untertauchen überstehen. Diese Schutzart wählen Sie idealerweise für Außenanlagen oder in Bereichen mit temporärer Überflutungsgefahr.

Für die Auswahl der richtigen Schutzart sind mehrere Faktoren entscheidend:

  • Die Umgebungstemperatur am Einsatzort
  • Häufigkeit und Art der Reinigungsprozesse
  • Konzentration von Staub oder anderen Partikeln
  • Wahrscheinlichkeit von Wassereinwirkung
  • Mechanische Belastungen

Bei der Installation in aggressiven Umgebungen, etwa in der chemischen Industrie, sollten Sie neben der IP-Schutzart auch auf die Beständigkeit des Gehäusematerials gegen die vorhandenen Medien achten.

Anwendungsbeispiele für IP-Schutzarten - Infografik

Prüfverfahren und Zertifizierung

Die Vergabe einer IP-Schutzart erfolgt erst nach umfangreichen standardisierten Tests in akkreditierten Prüflaboren. Dabei durchlaufen die Gehäuse eine Reihe normierter Prüfungen, die in der DIN EN 60529 exakt definiert sind.

Für die Prüfung des Festkörperschutzes kommen standardisierte Prüfkörper zum Einsatz. Bei IP5X und IP6X erfolgt zusätzlich ein Staubkammertest, bei dem die Gehäuse über mehrere Stunden einer definierten Staubbelastung ausgesetzt werden.

Die Wasserschutzprüfung variiert je nach angestrebter Schutzart:

  • Bei IPX1 und IPX2 simuliert ein kalibriertes Tropfenprüfgerät Niederschlag
  • Für IPX3 und IPX4 kommt eine spezielle Sprühvorrichtung zum Einsatz
  • Ab IPX5 werden definierte Wassermengen unter verschiedenen Drücken auf das Gehäuse gerichtet
  • Bei IPX7 und IPX8 erfolgt ein komplettes Untertauchen des Gehäuses

Zur Dokumentation der Prüfergebnisse gehören:

  • Detaillierte Prüfprotokolle
  • Fotodokumentation der Tests
  • Technische Zeichnungen der Prüfaufbauten
  • Messwerte und Beobachtungen während der Prüfung

Nach bestandener Prüfung dürfen Sie die IP-Kennzeichnung dauerhaft und sichtbar am Gehäuse anbringen.